Unsere Produkte wie die Bracenets, Hundeleinen und Schlüsselanhänger sind komplett neuwertig – und doch bestehen sie aus bereits gebrauchtem Material. Wie passt das zusammen? Wir upcyceln ehemalige Fischernetze, die für viele Jahre Verwendung unter rauen Umweltbedingungen gefertigt wurden und sich problemlos für den täglichen Gebrauch am Handgelenk eignen. In diesem Artikel beschäftigen wir uns intensiver damit, was Upcycling eigentlich ist, warum wir so produzieren und worin der Unterschied zum Recycling liegt.
Nach dem Nutzen: Weitergeben, Recycling und Upcycling
Nicht alles, was wir nicht mehr brauchen, kommt in den Abfall. Vieles geben wir weiter, zum Beispiel an Familie oder Freunde. Diese Trennungen von Dingen nehmen wir bewusst wahr – anders bei der Entsorgung des täglichen Abfalls. Selten nur fragen wir uns, wo unsere Verpackungen, Plastiktüten und so weiter landen, das ist schließlich Aufgabe der Müllabfuhr. Immerhin sind wir in Deutschland gut im Trennen des Abfalls, sodass Verpackungsmüll recycelt werden kann. Wieviel davon tatsächlich recycelt wird, ist eine andere Frage – je nach Quelle und Zählweise werden 46%, 16% oder nur 5,6% unseres Kunststoffabfalls recycelt.
Recycling ist eine wichtige Form der Abfallverwertung, denn wir können nicht alle Produkte weitergeben, und die meisten geöffneten Verpackungen, wie zum Beispiel Konservendosen, erfüllen nach ihrer Öffnung keinen Zweck mehr. Es gibt allerdings eine weitere Methode, um Abfall ein neues Leben zu verleihen: das Upcycling. Hierbei wird Abfall aufgewertet und für neue Zwecke verwendet. Im Folgenden gehen wir erst genauer auf das Recycling ein und erklären anschließend den Upcycling-Prozess, über den wir auch unsere Produkte herstellen.
Recycling – Wiederverwertung im großen Stil
Beim Recycling – im deutschen übrigens “Rezyklieren”, wusstest du das? – werden gebrauchte Materialien in den Produktkreislauf zurückgeführt (“re”: zurück, “cycle”: Kreislauf). Zuerst werden sie in Müllsortieranlagen maschinell oder teils sogar per Hand am Fließband voneinander getrennt und sortiert. Anschließend werden Plastik, Metall und Glas nach Arten getrennt eingeschmolzen, Papier wird zerkleinert und in neuen Bahnen ausgelegt, geglättet und getrocknet.
Leider sind nicht alle Plastikverpackungen recyclebar. Wenn zu viele Folienlagen oder gemischte Materialien verarbeitet sind, die sich nicht voneinander trennen lassen, nennen sich diese Abfälle “Downcycling”: Aus ihnen werden minderwertige Stoffe hergestellt, oder sie werden zur Energiegewinnung verbrannt. Das verdeutlicht, wie wichtig die richtige Mülltrennung ist und appelliert an Hersteller, Verpackungen herzustellen, die sich leicht in ihre Bestandteile zersetzen lassen. Der Naturschutzbund hat hierzu einen “kleinen Müllratgeber für spezielle Fälle” entwickelt, den ihr hier sehen könnt.
Recycling allein ist nicht die Antwort
Der Herstellungsprozess von Konsumgütern und Produkten ist aufwendig. Rohstoffe werden der Umwelt entnommen und teils über weite Entfernungen angeliefert, und auch für die Produktion wird viel Energie eingesetzt. Recycling bietet den Vorteil, dass keine neuen Ressourcen verwendet werden müssen und die Gewinnung von Sekundärrohstoffen deutlich weniger Energie in Anspruch nimmt als die Erstproduktion von Rohstoffen wie Glas. Wenn dieser Schritt dazu noch komplett lokal stattfindet, ist das optimal.
Kritischer wird es, wenn Plastikabfälle ins Ausland verschifft, dort verarbeitet und die fertigen Produkte anschließend wieder zurückgeschickt werden. Hier wird zwar recycelt, aber die weiten Transportwege machen der verbesserten Ökobilanz einen Strich durch die Rechnung.
Zudem ist auch im Recycling-Prozess nicht zu vermeiden, dass neue Ressourcen beigefügt werden. Daher taucht Recycling auch erst an dritter Stelle der Abfallhierarchie auf: reduce, reuse, recycle. Neben der Vermeidung ist die Wiederverwendung von Abfall, wie beim Upcycling, eine nachhaltigere Alternative.
Warum Upcycling wichtig ist
Ein Hoch auf die Aufwertung von Abfall: das Upcycling. Bereits verwendetes Material landet nicht im Müll, sondern wird für neue Einsatzzwecke umgewandelt oder weiter verwendet. Anders als beim Recycling werden Rohstoffe nicht extra neu produziert, sondern in ihrer bestehenden Form weiterverwendet, was Ressourcen und Energie einspart. Mit ein bisschen Einfallsreichtum sind der Anwendung von Upcycling keine Grenzen gesetzt.
Upcycling-Produkte können aus dem Material von nur einem Abfallprodukt entstehen, aus mehreren kombinierten oder auch durch Hinzugabe von weiteren Materialien, entweder recycelten oder neu produzierten. In welcher Form auch immer, Upcycling ist ein wichtiger Schritt für einen nachhaltigen Lebensstil, da wir die Lebensdauer von Produkten beziehungsweise Materialien erhöhen und uns von der Mentalität, immer Neues zu brauchen, trennen. Idealerweise verfolgt der gesamte Produktionskreislauf einen ressourcenschonenden Ansatz, bei dem der ganze Produktionsweg berücksichtigt und die Wertschöpfungskette ständig optimiert wird.
Upcycling bei Bracenet
Upcycling ist uns ein Herzensthema. Wir beschäftigen uns damit jeden Tag, denn unsere Produkte wie die Bracenets, Schlüsselanhänger und Hundeleinen sind Upcycling-Produkte. Wir verwenden dafür die Geisternetze, die wir mit unseren Partnern Healthy Seas und Ghost Diving bergen, sowie ausgediente Fischernetze direkt von Fischereien. Diese Netze würden andernfalls weiter durch die Meere treiben, bis sie sich nach 400-600 Jahren schließlich in gefährliches Mikroplastik zersetzt haben. Indem wir neues Leben verleihen, befreien wir die Meere vom Plastikmüll und erzeugen gleichzeitig neue Produkte, ohne neue Materialien anzufertigen und viel Wasser oder Energie zu verbrauchen. Im Übrigen reparieren wir auch gern dein Bracenet, falls es einmal kaputt gehen sollte.
Upcycling? Tendenz steigend!
Auch immer mehr Modedesigner und Modedesignerinnen gehen den Weg des Upcyclings und damit gegen den Strom von Fast Fashion und Überproduktion. Ein Label, das wir hautnah kennen lernen durften und mit dem wir zusammenarbeiten, ist Bridge & Tunnel. Was das Label so besonders macht, könnt ihr hier in unserem Artikel erfahren.
Doch Upcycling ist nicht nur was für Manufakturen wie Bracenet oder Bridge&Tunnel, sondern eine Methode, mit der man zu Hause selbst alte Dinge weiterverwenden kann. Ob wir Gegenstände teilen oder reparieren, Kleidung zerlegen und neu zusammennähen, aus alten Kissenbezügen Einkaufsbeutel basteln, aus Paletten Liebhaberstücke zimmern: Der Fantasie (und Umsetzung) sind keine Grenzen gesetzt. Als Tipp für Inspiration: Allein auf Instagram finden sich unter dem Hashtag #Upcycling 1,8 Mio Beiträge.
Upcycling und Recycling: Schnittmengen und Unterschiede
Um Upcycling und Recycling etwas genauer zu vergleichen, haben wir in der folgenden Tabelle ihre wesentlichen Merkmale für euch aufbereitet:
Upcycling | Recycling |
Material hatte eine Erstnutzung | Material hatte eine Erstnutzung |
Material wurde vor Weiterverarbeitung als Abfall eingestuft | Material wurde vor Weiterverarbeitung als Abfall eingestuft |
Ursprungsmaterial bleibt erhalten und wird durch ressourcenschonende Weiterverarbeitung aufgewertet. Hierbei ist ein geringerer Energieaufwand notwendig. | Material lässt sich in Rohstoffe umwandeln, aus denen neue Produkte hergestellt werden. Hierbei ist häufig ein hoher Energieeinsatz nötig. |
Voraussetzung: Ursprungsmaterial hat eine längere Haltbarkeit und lässt sich noch weiter verwenden | Voraussetzung: Möglichst sortenreine Trennung, damit Metalle, Glas und Plastik in einzelnen Arten aufbereitet werden können |