5 Dinge, die du über Geisternetze wissen solltest

5 Dinge, die du über Geisternetze wissen solltest

Unsere Produkte wie Bracenets, Schlüsselanhänger und Hundeleinen bestehen aus Geisternetzen, das hast du bestimmt schon mitbekommen. Aber was sind eigentlich diese Geisternetze, wieso treiben sie zu Abertausenden in unseren Weltmeeren, warum sind sie so ein Problem für Meerestiere und wieso entwickeln wir daraus neue Produkte? Lies weiter, um fünf spannende Fakten über Geisternetze zu lernen!

Unsere Produkte, die Bracenets, Schlüsselanhänger oder Hundeleinen bestehen aus ehemaligen Fischernetzen. Und zwar einerseits aus End-of-Life-Netzen, also ausgedienten Netzen von Fischereien, andererseits aus geborgenen Geisternetzen. Aber was sind Geisternetze eigentlich, warum sind sie ein Problem und warum entwickeln wir daraus neue Produkte? Hier klären wir dich in fünf Punkten darüber auf. So verstehst du die Geschichte hinter deinem Produkt noch viel besser und kannst deine Freunde und Familie darüber informieren.

1.  Was sind Geisternetze und warum sind sie ein Problem?

Geisternetze sind verlorene oder absichtlich versenkte Fischernetze, die durch unsere Ozeane geistern und sinnlos weiter fischen. Klingt gruselig? Ist es auch: Denn sie stellen eine immense Gefahr für alle Meerestiere dar. Jedes Jahr verfangen sich mehrere Millionen Lebewesen in den oft kilometerlangen herumtreibenden Netzen. Auch für Landtiere werden angespülte Netze immer mehr zur Bedrohung, da sie sich in ihnen verheddern können. Die Vögel der Basstölpel-Kolonie auf Helgoland zum Beispiel verwenden Dolly Ropes (Plastikfäden, die zum Scheuerschutz von Schleppnetzen dienen) zum Bau ihrer Nester.

Bracenet: Dolly Ropes als Material für das Vogelnest auf Helgoland - Plastik im MeerDie Basstölpel auf Helgoland verwenden Dolly Ropes zum Bau ihrer Nester. Wenn sie sich darin verheddern, können sie sich nicht allein wieder befreien.

Neuesten Studien nach machen Geisternetze zwischen 30 und 50 Prozent des Plastikmülls in den Weltmeeren aus. Der Große Pazifische Müllstrudel (Great Pacific Garbage Patch) nordöstlich von Hawaii zum Beispiel besteht zu 46 Prozent aus alten Fischernetzen. Eine kaum vorstellbare Größe, denn allein dieser Strudel ist mehr als 4,5 mal so groß wie Deutschland und besteht aus mehr als 80.000 Tonnen Plastik.

2. Wie gelangen die Geisternetze in unsere Meere?

Grundsätzlich sind Geisternetze eine negative Begleiterscheinung der Fischerei. Dabei gelangen die Netze über verschiedene Wege in unsere Meere: 

  • Umwelteinflüsse:
    Fischernetze gehen ungewollt durch äußere Einflüsse verloren und werden zu Geisternetzen. Zum Beispiel können …
    • … Schleppnetze, die hinter dem Boot hergezogen werden, an Korallen, Wracks oder anderen Hindernissen am Meeresgrund hängen bleiben und sich dann losreißen.
    • … Stellnetze, die fest im Boden verankert sind, bei starkem Sturm aus ihren Halterungen gerissen und von der Strömung abgetrieben werden.
    • … Netze bei Schiffsunglücken ungewollt über Bord gehen.
  • Wirtschaftliche Ursachen:
    Während ein großer Teil der Fischereiindustrie sehr gewissenhaft mit ihren Netzen umgeht und sie nur versehentlich verloren gehen oder vergessen werden, gibt es auch Fälle, in denen Profitgier die Netze ins Wasser treibt.
    • Die Entsorgung von ausgedienten Netzen ist teilweise sehr kostspielig. Für Fischereien, die die Kosten nicht tragen können, kann das ein Anreiz sein, die Netze im Meer zu entsorgen.
    • Manchmal liegt es auch einfach am fehlenden Abfallmanagement – zum Beispiel, wenn bei Reparaturarbeiten ausgeschnittene Netzstücke über Bord gehen.
    • In seltenen Fällen: Wenn ein besonders guter Fang unter Wasser gemacht wurde, doch das Boot keinen Platz mehr hat, muss das Netz für den Millionen-Fang vom Boot weichen.
  • Illegale Fischerei:
    Abseits der offiziellen Fischerei ist die illegale Fischerei ein Treiber von Geisternetzen.
    • Droht ein illegales Fischerboot gefasst zu werden, kann es vorkommen, dass die Netze über Bord geworfen oder gekappt werden.

3. Einmal Plastik, immer Plastik

Lange dienten leicht vergängliche Naturstoffe wie Hanf, Sisal oder Leinen zum Fischen.

Seit gerade erst vier Jahrzehnten werden Netze aus Kunststoff in der Fischerei weltweit eingesetzt. Als Geisternetze bleiben sie jedoch mehrere Jahrhunderte lang eine Gefahr für unsere Unterwasserwelt.

Über einen Zeitraum von etwa 400-600 Jahren zersetzen sich die Netze zu Mikroplastik. Eine erschreckende Zahl, wenn man bedenkt, dass die Industrie Kunststoff erst seit knapp 100 Jahren herstellt. In vielen Fischarten, Krebsen, Muscheln und Säugetieren wurden diese kleinsten Teile an Plastik bereits nachgewiesen. In Langzeitstudien wird derzeit erforscht, welche Auswirkungen das auf die Tiere hat – aber auch auf uns Menschen, die zum Beispiel den betroffenen Fisch konsumieren.

4. Der Kampf gegen die Geisternetze

Höchste Zeit also, die Geisternetze einzusammeln und wenn möglich neue Verwendung für sie zu finden. Erste Anstrengungen machen uns Mut: Dünne Stell- und Kiemennetze aus Nylon lassen sich wieder zu Garn spinnen, dicke Schleppnetze zu Pellets einschmelzen. Die Garne können in Bikinis, Sportkleidung oder Rucksäcken zum Einsatz kommen und die Pellets zum Beispiel zu Handyhüllen oder Skateboards verarbeitet werden. 

Auch wir bekämpfen das Problem! Gemeinsam mit unseren Partnern Healthy Seas, Ghost Diving und Nofir holen wir die Netze nun schon seit über 7 Jahren wieder aus dem Wasser. Oft verfangen sich die Netze tief im Meer an Felsen, Korallen und alten Schiffwracks. Unsere erfahrenen Taucher*innen sind regelmäßig bei oft gefährlichen Bergungsaktionen weltweit unterwegs.

Nach der Bergung werden die Netze gereinigt und von uns in Handarbeit unter anderem zu Bracenets verarbeitet. Bisher haben wir über 7 Tonnen Netz zu Bracenets verarbeitet und damit eine Spendensumme von über 190.000 € für unsere Partner Healthy Seas, Ghost Diving sowie weitere tolle Organisationen wie Sea Shepherd oder Shark Allies generiert. Diese Spenden finanzieren anschließend weitere Tauchgänge zur Bergung von Geisternetzen und Präventivmaßnahmen.  

ghost net retrievalGhost Diving Greece bei einer Bergungsaktion

5. Das kannst du persönlich gegen Geisternetze tun!

  • Denke über deinen eigenen Fischkonsum nach. Wo und wie wird der Fisch gefangen, der auf deinem Teller landet? Wird darauf geachtet, die Umwelt und Fischbestände zu schonen? Die jeweiligen Einkaufsratgeber zu Fisch von Greenpeace und WWF helfen dir dabei, die richtigen Antworten zu finden.
  • Rede über das Thema! Wir haben oft erlebt, dass das Bracenet ein guter Gesprächsaufhänger ist. Viele kennen das Problem noch gar nicht. 
  • Spende an Projekte, die sich dem Kampf gegen Geisternetze verschrieben haben. Unsere Partner Healthy Seas und Ghost Diving leben allein von Spenden. Jede Spende hilft, neue Bergungsfahrten oder Präventivmaßnahmen zu finanzieren.
  • Du findest Netze am Strand? Sammel sie ein! Vielleicht können wir sogar etwas damit anfangen. Wir haben eine Plattform, über die du sie uns zusenden kannst. → https://bracenet.net/netquarter/

Du siehst also: Geisternetze sind ein Problem, doch vielversprechende und erfolgreiche Bemühungen gehen dagegen an. Mehr und mehr Leute reden über Geisternetze, Journalist*innen schreiben über das Thema und mittlerweile ist auch die Politik auf das Thema aufmerksam geworden. Auch du kannst persönlich Einsatz zeigen – und wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen, können wir viel bewegen. Lass uns gemeinsam die Meere retten!

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